Oberberg – In einer Defensivschlacht besiegt das Seinsche-Team den klassenhöheren Favoriten.

Von Peter Notbohm

SSV Nümbrecht – HC Gelpe/Strombach 22:21 (12:10).

Die Handballer des SSV Nümbrecht haben den Titelverteidiger HC Gelpe/Strombach vom Thron gestoßen. In einem dramatischen Finale besiegte der Oberligist den klassenhöheren Nordrheinligisten dank einer leidenschaftlichen Defensivleistung mit 22:21. Erstmals seit dem 1. Mai 2019 wird wieder ein anderer Sieger (damals TuS Derschlag) auf dem Siegerpokal eingraviert.

WERBUNG

[Mike Heinzerling versuchte viel, wurde aber immer wieder von Nümbrechts Deckung gestoppt.]

Vor dem Spiel hatte Nümbrechts Coach Manuel Seinsche sein Team, das auf den verletzten Rückraumotor Tim Hartmann verzichten musste, noch als „krassen Außenseiter“ tituliert. Auf dem Spielfeld war davon allerdings wenig zu sehen. Die Nümbrechter drückten in ihrer heimischen GWN-Arena den 60 Minuten den Stempel auf. „Wir hatten einen Plan und haben gemerkt, dass der scheinbar funktioniert. Ab der Pause haben wir das erste Mal dran geglaubt, dass hier etwas möglich ist“, meinte Seinsche unmittelbar nach Spielschluss.

HC-Trainer Markus Murfuni haderte auf der anderen Seite vor allem mit der Chancenverwertung seiner Mannschaft: „Wir vergeben schon vor der Pause viel zu viele freie Würfe und bringen Nümbrecht mit unseren Fahrlässigkeiten vor dem Tor immer wieder ins Spiel. Dadurch wurde es das von mir erwartet enge Match, das der SSV am Ende verdient gewinnt.“ Chancen hatte Gelpe/Strombach in der Tat genügend, scheiterte aber mehrfach am starken Nümbrechter Abwehrbollwerk oder den beiden Torhütern Tom Rydzewski und Alexander Orth.

[Nicht nur Dag Dissmann zeigte vollen Einsatz. In dieser Szene kann er nur auf Kosten eines Siebenmeters gestoppt werden.]

Zwar startete der Nordrheinligist mit Toren von Julian Mayer und Alexandre Brüning gut in die Partie (0:2/4.), doch die Hausherren verdichteten zunehmend die Räume und erarbeiteten sich selbst mehrere Siebenmeter, die Harry Roth zunächst humorlos verwandelte. Über 4:2 (11.) und 9:6 (23.) lief Gelpe/Strombach dauerhaft einem Rückstand hinterher. Nach dem Seitenwechsel wuchs der SSV-Vorsprung sogar auf 16:12 (36.) an.

Zum Gamechanger wurden nun eine Siebenmeterparade von Dennis Stöcker sowie ein gehaltener Gegenstoß von Islam Elnoamany. Der HC-Keeper fand zunehmend besser ins Spiel, genauso wie seine Vorderleute, bei denen nahezu alles über Shooter Julian Mayer lief. Den 18:18-Ausgleich (48.) besorgte aber Youngster Finn Feuerbach. Drei Nümbrechter Tore zum 21:18 (54.) sorgten nur vermeintlich für ruhige Nerven bei ihrem Coach. Gelpe/Strombach mobilisierte nochmals alle Kräfte und kam durch Mayer zum 21:21-Ausgleich (58.).

[Auch die zwölf Tore von Julian Mayer konnten die HC-Niederlage nicht verhindern.]

Zum Held des Abends wurde anschließend Jannik Lang. Der Spielgestalter erarbeitete sich in der Schlussminute nicht nur einen Siebenmeter, sondern verwandelte diesen auch mit einem strammen Wurf in den linken Winkel. Gelpe/Strombach blieben acht Sekunden: Murfuni brachte nach einer Auszeit den siebten Feldspieler. An den finalen Pass von Alexandre Brüning auf Linksaußen Lukas Altjohann verirrte sich aber eine Abwehrhand der Nümbrechter, die anschließend sofort in den Party-Modus umschalteten.

„21 Gegentore gegen so eine starke Mannschaft sagt eigentlich alles. Wir haben das Tempo durchweg hochgehalten, um ihren Hauptakteuren die Luft zu nehmen. Kompliment an meine Truppe“, sagte Seinsche, der anschließend die obligatorische Bierdusche über sich ergehen lassen musste.  Einziger Wermutstropfen aus Nümbrechter Sicht: Die Feierlichkeiten fanden ein frühes Ende. „Leider müssen wir morgen alle wieder arbeiten und haben am Samstag noch ein letztes Ligaspiel“, so Seinsche. Murfuni ging indessen in die Analyse: „Die Abwehr stand gut, unsere Torhüter waren da, aber Nümbrecht wollte diesen Sieg heute das Quäntchen mehr. Vielleicht tut es auch mal gut, dass jemand anderes den Pokal holt als der Favorit.“

[Zwischen dem Frauen- und dem Männerendspiel wurden die besten Jugendteams der abgelaufenen Saison geehrt.]

Ein zufriedenes Fazit des Kreispokal-Final-Tages, zu dem über 450 Menschen in die GWN Arena gekommen waren, zog auch Oberbergs Handballboss Udo Kolpe: „Das war insgesamt mal wieder beste Werbung. Es war schön, die Siegerschilder endlich mal wieder erst in letzter Minute aufkleben zu dürfen.“

Nümbrecht: Harry Roth (9/5), Jannik Lang (4/1), Tobias Schröter (3), Simon Schanz, Dominik Donath (je 2), Fabian Benger, Dag Dissmann (je 1).

Gelpe/Strombach: Julian Mayer (12/2), Felix Maier, Lukas Altjohann, Leonard Viebahn, Alexandre Brüning (je 2), Finn Feuerbach (1).